Montag, 23. November 2015

Unterrichtsmethoden?! - Waganowa vs. RAD

Heute möchte ich ein bisschen auf die Methoden der Waganowaschule und der Royal Academy of Dance (RAD) eingehen. Vorweg muss ich sagen, dass dieses Thema höchtwahrscheinlich Bücher füllen würde und die Meinungen dazu stark auseinander gehen. Trotzdem möchte ich versuchen Beide Methoden zu beschreiben und und zu vergleichen. 

Die RAD wurde im Jahr 1920 von dem sogenannten Dancer's Circle Dinner gegründet. Dies war ein Zusammentreffen fühender Tänzerinnen und Tänzer um den Redakteur der Dancing Times Philip Richardson mit dem Ziel die Qualität des Ballettunterrichts zu fördern, die zu dieser Zeit, vor allem in England zu wünschen übrig ließ. Die beteiligten Tänzer vertraten die zu dieser Zeit in Europa vertretenen Tanzstile: Lucia Cormani (Italien), Edouard Espinosa (Frankreich), Adeline Genée (Dänemark), Phyllis Bedells (England) und Tamara Karsawina (Russland). Gemeinsam gründeten sie die "Association of Teachers of Operatioc Dancing", aus der sich 1936 durch König Gerog V die Royal Academy of Dancing und später die Royal Academy of Dance entwickelte. Mittlerweile ist die RAD die größte und einflussreichste Organisation bzgl Sicherung und Verbesserung des Standards der Tänzererziehung. 

Die Methode teilt die Ausbildung in verschiedenen Stufen ein, sogenannte Grades, an deren Ende eine Prüfung steht. Es ist genau festgeschrieben, welche Übungen in der jeweiligen Stufe behandelt werden. Ebenso wie die Musik und die Trikotfarbe dem Muster der Grades folgt. Das Ziel dieses Konzepts ist, den Kindern erreichbare Ziele zu bieten, um Motivation und Spaß an der Sache zu erhalten. Obwohl diese Methode einleuchtend erscheint, setzt sie sich überwiegend im Amateurbereich des Balletts durch. Margot Fonteyn, selbst lange Zeit Vorsitzende der Organisation, sagte: "...die RAD kümmert sich ernsthaft um junge Menschen, die nie Balletttänzer werden wollen, aber dennoch Ballett-Tanz trainieren. Die RAD vertritt die Auffassung, dass es für ein Kind außerordentlich frustierend sein muss, sich einer Sache wegen anzustrengen, die es niemals beherrschen wird..." [Wendy Nele "Die richtige Ballettschule"]   

Kommen wir nun zu der mit vertrauteren Waganowa-Methode. Diejenigen, die mich hier auf Spitzenschuh verfolgen, wissen, dass ich nach Waganowa ausgebildet wurde. Was bedeutet das eigentlich? Werfen wir dazu zunächst einen Blick auf die Geschichte.

Quelle: Wikipedia
Agrippina Jakowlewna Waganowa wurde im Jahr 1879 in Sankt Petersburg geboren. Im Alter von zehn Jahren (1889) begann sie ihre Ballettausbildung an der kaiserlichen Ballettakademie in Sankt Petersburg. Ihre Bühnenkarriere begann im Jahr 1915 am Mariinski-Theater und endete im Jahr 1921. Nach der Beendigung ihrer Karriere, wendete sich Agrippina Waganowa den Aufgaben als Ballettpädagogin zu. Von 1934 bis 1941 leitete sie die Sankt Petersburger Ballettschule, die vier Jahre nach ihrem Tod (1951 in Leningrad) nach ihr benannt wurde. Während ihrer Zeit als Ballettpädagogin, etwarf sie das Waganowa Unterrichtssystem, eine theoretische Grundlage für Ballettunterricht. Diese fasste sie unter anderem in der "Grundlage des klassischen Tanzes" zusammen.
Nach dieser Grundlage arbeiten die meisten Professionellen Ballettshculen z.B. außnahmslos alle staatlichen Ballettschulen in Deutschland.

Diese Methode umfasst die komplette (theoretische Ausbildung zur professionellen Tänzerin im strengen, akademischen Stil. Die Methodik setzt sich aus den Tanzstilen der frühen italienischen und der französichen Schule zusammen steht aber auch unter dem Einfluss großer russicher Tänzer. Fokus der Ausbildung durch Waganowa sind einfache, weiche, große Bewegungen und Posen. Hier kann man einen ziemlichen Unterschied zu der Methode der RAD erkennen, die eher kleiner ausgeführte Positionen und Bewegungen vorschreibt. Die RAD verfolgt hier das Ziel Kinden engegenzukommen. Als Beispiel können zu große Armbewegungen bei Kindern schneller zum Hohlkreuz führen, was dann korrigiert werden muss.  Die Grundlage der Waganowaschule liegt auf der Kräftigung der unteren Rückenmuskulatur, korrekter Haltung, sowie peinlich genaue Nutzung der Arme und Schultern. Ihr seht - woltl ihr herausfinden, ob ein Tänzer nach Waganowa oder RAD tanzt, schaut euch die Arme an ;-) Hier finden wir einen ganz wesentlichen Unterschied der beiden Stile: Die Armpositionen. In der Waganowalehre spricht man von drei (vier) Grundpositionen. 

Perperation (Waganowa / RAD)
Die leicht gerundeten Arme werden vor dem Körper zusammengehalten. Die Finger sind locker und eng aneinander liegend. Weder Arme oder Hände berühren den Körper und es gibt einen leichten Abstand zwischen den Händen
 
1. Position (Waganowa / RAD)
Die Arme befinden sich wie in der vorbereitenden Position, aber in der Höhe des Bauches. Die Arme sind leicht gerundet und werden von den Oberarmen getragen.
 
2. Position (Waganowa / RAD) 
Die Arme werden von der 1. Position bis zu Seite geöffnet, wobei der Ellenbogen ganz leicht gerundet ist. Ellenbogen ist leicht tiefer als der Schulter, die Hand etwas tiefer als der Ellenbogen. Das Handgelenk ist lang und die Hand zeigt nach vorne, die Schultern bleiben gesetzt. 


3. Position (Gleich 5. Position RAD)
Die Arme werden von der 2. Position nach oben geführt, und treffen soch vor bzw. oberhalb des Kopfes. Die arme haben die gleiche Form wie in der Preperation, aber die Hände sind oben, sodass der Tänzer die Hände sehen kann, wenn er den Kopf leicht hebt.

4. Position 
Der eine Arm befindet sich in 2. Position und die andere in 5. Position.  

3. Position (RAD)
Der eine Arm befindet sich in 1. Position und der zweite Arm in der 2. Position.

Verglichen ist die Ausbildung der Waganowa Schule länger. Die Schüler lernen zunächst die korrekte Technik, bevor "getanzt" wird. Verglichen dazu ist die RAD dort etwas schneller. Die Kinder können früh die Schritte tanzen, jedoch leider nicht immer mit der korrekten Technik. Hier wird auf das stumpfe eintrichtern der technischen Grundlagen zum Teil verzichtet. Die Quantität steht hier auf Kosten der Qualität im Vordergrund. Natürlich ist auch hier wieder der Fokus auf den Laientänzer gelegt. Motivation und Spaß am Tanzen steht hier an erster Stelle und das ist besonders im Kinderballett auch enorm wichtig. Gerade im Hobbybereich. Verglichen dazu kann es bei Waganowa in der Urform auch schon einmal zu einem schnellen Stagnationsgefühl kommen, da versucht wird die Technik von anfang an zur Perfektion zu treiben.

Ich persönlich denke, dass die Methode der RAD ausschließlich ein einheitlicher, verantwortungsvoller Standard der Laienausbildung ist, sich für eine Berufsausbildungausbildung jedoch nicht eignet, während die Waganowamethode einem eigenen Stil beinhaltet. Sie ist natürlich strenger, akademischer, jedoch lässt sie auch mehr individuelle Gestaltungsmöglichkeit durch den Lehrer zu. Ich fühle mich in der Waganowaausbildung sehr sehr wohl, jedoch kann ich auch gut nachvollziehen, dass vor allem im Kinderballett lieber auf die Methode der RAD zurückgegriffen wird.

Schreibt mir doch sehr gerne über eure Erfahrungen in den verschiedenen Systemen. Ich würde wahnsinnig gern eure Meinung dazu hören.

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