Dienstag, 2. Juni 2015

Lampenfieber - Was tun?

Die meisten von uns kenne es. Es kommt vor Auftritten oder vor Prüfungen. Es lähmt uns. Das Lampenfieber. Bei einigen schlägt es stärker zu, bei anderen gar nicht. Doch was ist es, das Lampenfieber? Und die bessere Frage: wie werden wir es los?

Eigentlich ist das Lampenfieber etwas ganz natürliches und schaut man sich dieses Thema in der Evolution an, so kann man den Sinn dahinter verstehen. Ursprünglich war die Reaktion des Menschen auf die Angst vor einer unmittelbar bevorstehenden und anspruchsvollen Herausforderung, eine Überlebenstaktik des früheren Menschen. Durch die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin wird der Körper dahingehend aktiviert, sich einem Kampf oder einer Flucht zu stellen. 


Bei einer Vorstellung geht es natürlich nicht um das Überleben des Menschen, aber das Prinzip dahinter ist das Gleiche. Die mentale Ursache unseres Lampenfiebers ist z.B. die Angst zu scheitern oder die Angst davor sich bloßzustellen. Mit anderen Worten ein Erwartungsstress baut sich auf. Die Nebenniere bekommt dadurch vom Gehirn ein Signal zugesendet, auf Grund dessen sie anfängt Adrenalin auszuschütten. Dieses Hormon löst im Körper verschiedene Reaktionen, wie Herzklopfen, Zittern, Erröten, Anspannung, Reizbarkeit oder Konzentrationsmangel aus. Doch es werden nicht nur Symtome hervorgerufen, welche uns negativ beeinflussen. Das Adrenalin und die Durchblutungsförderung lösen auch einen erhöhten Wachheitsgrad, eine gesteigerte Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit aus. Diesen Effekt können wir nutzen, um auf der Bühne unser Bestes zu geben.

Doch was sollen wir tun, wenn uns das Lapenfieber packt und wie schaffen wir es das Adrenalin als natürliches Aufputschmittel für uns zu nutzen?

Natürlich, wie bei so vielen Dingen im Ballett und im Leben allgemein, gilt: Menschen reagieren unterschiedlich auf Stress. Das bedeutet, dass alle Menschen unterschiedliche Reaktionen auf das Lampenfieber aufweisen. Der Weg das Lampenfieber zu bekämpfen sollte, jedoch bei allem Menschen ähnlich funtionieren.
Das Stichwort, welches wir suchen ist Routine. Routine ist ein gutes Gegenmittel zum Lampenfieber. Das bezieht sich zum einen auf die Auftrittssituation an sich. Wer sich der Situation des Auftrittes oft stellen muss, kann sich selbst mit positiven Auftrittserfahrungen, durch den Applaus und die regelmäßige Bestätigung des Publikums belohnen. Dabei gilt, wie so oft im Ballett, je jünger desto besser. Je eher der mensch mit dem Lampenfieber konfronteirt wird, desto eher beherrscht er die Methoden, das Lampenfieber zu kompensieren. Auch Kinder sind anfällig für Auftrittsangst, aber sie sind bereits in der Lage dieses zu überwinden und die Hormonausschüttung umzuleiten und für sich zu nutzen. 
Eine besonders effektive Methode, welche auch ich nutze, sind Rituale. Das bedeutet zunächst, dass ihr euch viel Zeit vor eurer Vorstellung einplanen solltet. Ihr solltet es vermeiden bei den Vorbereitungen auf euren Auftritt unter Zeitdruck zu geraten, denn das löst Stress aus. Wenn ich frühzeitig im Theater oder eurer Auftrittslocation ankommt, habt ihr die Möglichkeit euch mit den Räumlichkeiten und der Umgebung vertraut zu machen. Ich finde es für uns Tänzer besonders wichtig die Bühne anzuschauen. Auch wenn ihr an den Vortagen schon auf der Bühne geprobt habt, so ist es trotzdem beruhigend, vor der Vorstellung einen Blick auf den Ort des Geschehens zu werfen. Denkt immer darank, selbst wenn ihr schon auf der Bühne getanzt habt - schaut euch die Boden- und Lichtverhältnisse an. Wurde der Boden gereinigt und ist nun glatter oder stumpfer? Wurde das Licht anders eingestellt? Es ist beruhigend zu wissen, dass man auf der Bühne nicht überrascht wird. Das Haare machen, Schminken und Aufwärmen, nimmt viel Zeit in Anspruch. Plant diese großzügig. Es könnte sein, dass ihr einen "Bad-Hair-Day" habt oder der Eyeliner verrutscht (hier spreche ich aus eigener Erfahrung). Ich sage euch, es wird nicht besser klappen, wenn ihr unter Zeitdruck seid. Wartezeiten jedoch können das Lampenfieber aber ebenfalls noch verstärken. Überlegt euch also vorher, was ihr mit der Zeit anfangt, falls alles doch schneller gehen sollte. 
Ich baue zum Beispiel als erstes meinen Schminktisch auf, lege meine Kostüme zurecht und prüfe, ob alles da ist. Wenn ich einige Unsicherheiten in meiner Choreographie habe, so markiere ich in Ruhe alles noch einmal auf der Bühne. Besonders wichtig ist das Aufwärmen. Ihr müsst aufgewärmt sein, wie nach einem Exercise, allerdings nicht so erschöpft. Versucht euren goldenen Mittelweg zu finden. Ihr wollt euch auf der Bühne ja nicht ärgern, dass das Grande Jetè nicht gestreckt genug oder die Arabesque zu niedrig ist. Von der Verletzungsgefahr einmal ganz abgesehen.
Einigen Künstlern helfen kleine Glücksbringer oder anderer Aberglaube. Das "Toitoitoi" kann Wunder wirken. 

Zwei Tipps kann ich euch noch mit auf den Weg geben. 
Zum einen ist es das Zulassen. Lasst zu, dass ihr Lampenfieber habt. Es ist nicht verwerfliches, es ist nichts peinliches. Akzeptiert, dass es da ist. Nur dann könnt ihr es auch für euch nutzen.
Zum anderen: Sprecht euch selbst Mut zu. Ihr könnt etwas, ihr seid gut. Ihr habt eure Choreo hundert Mal geprobt und mit eurem Lehrer erarbeitet. Er traut euch den Auftritt zu - dann macht ihr das auch. Seid selbstbewusst. Ihr seid gut - das müsst ihr euch auch selber sagen. Vor allem müsst ihr daran glauben.

In diesem Sinne: 
Merde für alle, die in der nächsten Zeit Auftritte haben.   

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